Podiumsdiskussion: Umkämpfter Stadtteil – geteilte Geschichten
Duisburg Hochfeld ist ein „vernachlässigter“ Stadtteil und wird in Stadtentwicklungskonzepten häufig als „Ankommensstadtteil“ beschrieben. Als ehemaliger Arbeiter:innenstadtteil ist er vom Niedergang der Schwerindustrie, dem Wegzug fast der Hälfte seiner Bewohner:innen, zunehmender Arbeitslosigkeit und Kaufkraftverlust geprägt. Der Mietspiegel sank und Hochfeld wurde für ökonomisch prekarisierte Menschen und größere Familien attraktiv, welche die derzeitige Sozialstruktur prägen. Allerdings ist auch eine Trendwende erkennbar: Es ziehen vermehrt besserverdienende und kulturschaffende Menschen nach Hochfeld, während parallel migrantisierte und ökonomisch prekarisierte Bewohner:innen verdrängt oder sogar zwangsgeräumt werden.
Hier sehen wir einen Zusammenhang zwischen dem anstehenden Großformat „IGA 2027“ und den geplanten höherpreisigen (Wohnungs-)Neubauprojekten. Diesen Projekten ist gemein, dass sie eine Aufwertung des Stadtteils forcieren. An Orten der Begegnung, des wertschätzenden Austauschs und für kreative Schaffensprozesse für alle Bewohner:innen fehlt es aber weiterhin. Diese Leerstelle wollen wir mit im Dialog mit der diversen Stadtgesellschaft füllen und vor allem transkulturelle Brücken bauen. Das nun dreitägige Fest der Vielen wird erneut umsonst und draußen stattfinden, um es so inklusiv wie möglich zu gestalten.
Neben dem vielfältigen Musikprogramm, werden wir uns unter dem diesjährigen Festival-Motto auch aus unterschiedlichen Perspektiven den Fragen nach Aufwertung und Verdrängung, konflikthaften Aneignungen des öffentlichen Raums, Stadtteilentwicklung von unten und rassismuskritischer, solidarisch-künstlerischer Arbeit auf Augenhöhe widmen. Diese Fragen halten wir im Stadtteil für zwingend notwendig, da wir in den letzten Monaten verstärkte Problematisierungen, Stigmatisierungen und Verdrängung von marginalisierten Menschen aus ihrem Wohn- und Lebensraum beobachten, welche aber selber viel zu selten selbst zu Wort kommen.